Forschungsbote 4_2023
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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

dass wir jeden Tag hervorragende Arbeit in der Forschung und am Krankenbett leisten, wissen wir natürlich. Aber es ist schön, dass die neuesten Rankings das wieder einmal bestätigen: Im Publikationsvergleich in NRW liegt Essen wieder einmal auf den vordersten Plätzen, aber auch im Focus Klinikvergleich schneiden wir sehr gut ab.
Außerdem freue ich mich über gute Nachrichten für den Herz-Kreislaufbereich in Essen. Die DFG fördert unser neues GRK 2989 "Targeting Cellular Interfaces in Reperfused Acute Myocardial Infarction (TCI repAMI)". Hier werden wir ab dem nächsten Frühjahr mit Principal-Investigator-Tandems aus Clinician und Basic Scientists großartige kardiologische Nachwuchstalente ausbilden. 
Zuletzt noch eine kurze Bitte: Falls nicht schon geschehen, machen Sie von Ihrem Stimmrecht bei der DFG-Fachkollegienwahl Gebrauch, denn wir alle wissen, kluge Köpfe werden überall gebraucht.


Mit freundlichen Grüßen

Ihr Tienush Rassaf, Prodekan für Forschung

 
 
Publikationen
 

Top-Publikationen aus den Schwerpunkten

  • Herz-Kreislauf:
    Extracorporeal Life Support in Infarct-Related Cardiogenic Shock.
    Thiele H, Zeymer U, Akin I, Behnes M, Rassaf T, Mahabadi AA, Lehmann R, Eitel I, Graf T, Seidler T, Schuster A, Skurk C, Duerschmied D, Clemmensen P, Hennersdorf M, Fichtlscherer S, Voigt I, Seyfarth M, John S, Ewen S, Linke A, Tigges E, Nordbeck P, Bruch L, Jung C, Franz J, Lauten P, Goslar T, Feistritzer HJ, Pöss J, Kirchhof E, Ouarrak T, Schneider S, Desch S, Freund A; ECLS-SHOCK Investigators.
    N Engl J Med. 2023 Oct 5;389(14):1286-1297. doi: 10.1056/NEJMoa2307227. Epub 2023 Aug 26.
 
 

Publikationen im Fokus


Hohe 30-Tage-Sterblichkeit nach Herzinfarkt: Kein Rückschluss auf Versorgungsmängel in Deutschland

 
Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) versterben in Deutschland rund 8,5% der Patient:innen, die wegen eines akuten Herzinfarkts im Krankenhaus aufgenommen werden, dort innerhalb von 30 Tagen. Der OECD-Durchschnitt liegt mit 6,9% deutlich niedriger. Dabei nimmt Deutschland in Europa einen Spitzenplatz bei den Gesundheitsausgaben und der Verfügbarkeit von kardiologischen Verfahren ein. Ein Team von Wissenschaftler:innen der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und der Universitätsmedizin Essen hat diese widersprüchliche Situation nun genauer untersucht und festgestellt: Die Situation ist besser als die Zahlen vermuten lassen. In einem durch die Deutsche Herzstiftung e.V. geförderten Projekt konnten sie zeigen, dass die Unterschiede in der 30 Tages-Krankenhaussterblichkeit im Wesentlichen durch Artefakte hervorgerufen werden. Damit sind Faktoren gemeint, die die Berechnung der Sterblichkeit - aber nicht die Patientenversorgung beeinflussen. Aussagekräftige Rückschlüsse auf die Versorgungsqualität können daher nur sehr eingeschränkt gezogen werden.

Individualisierte chirurgische Therapie bei Schilddrüsenkarzinom

Das medulläre SD-Karzinom (MTC) zählt zu den seltenen SD-Krebsarten und tritt in einer sporadischen und einer vererbbaren Form auf. An der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und der Universitätsmedizin Essen haben Forschende aus Endokrinologie, Chirurgie und Pathologie ihre Erfahrungen zur individualiserten Therapie des MTC kürzlich im Fachmagazin „Surgery“ veröffentlicht. Sie konnten zeigen, dass bei Patienti:nnen mit sporadischem MTC unter bestimmten Voraussetzungen eine Hemithyreoidektomie, also die chirurgische Entfernung nur eines Lappens, ausreicht. Die Essener Studie steht damit exemplarisch für eine individualisierte Behandlung von SD-Krebspatient:innen, für die im Rahmen des endokrinen Tumorzentrums am WTZ Endokrinologie, Nuklearmedizin, Chirurgie und Pathologie eng zusammenarbeiten.

Neue Leitlinien: Wie funktionieren Intensivstationen am besten? 

Intensivstationen sind wichtige zentrale Einrichtungen der medizinischen Versorgung in Krankenhäusern auf der ganzen Welt. Ein multidisziplinäres Komitee der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), an dem auch ein Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen beteiligt war, hat nun neue Leitlinien und Empfehlungen formuliert. Sie beschreiben unter anderem die Anforderungen an die (Infra-)Struktur, die technische Ausstattung, die Organisation und das Personal von Intensivpflegestationen. Das Autor:innenteam geht nicht nur im Detail auf die Anforderungen an die Mediziner:innen und Pfleger:innen ein, sondern auch auf die Ausbildung und den Einsatz von Fachkräften für Mikrobiologie und Hygiene, Stationsapotheker:innen, Physiotherapeut:innen und Ansprechpartner:innen mit seelsorgerischen Tätigkeiten. 

Wieder die Tablette vergessen? Probleme bei der Medikamenteneinnahme

Damit Medikamente gut wirken können, müssen sie korrekt eingenommen werden: die richtige Medizin, zur richtigen Zeit, in der richtigen Menge. Leider gelingt das nicht immer. Vor allem ältere Menschen berichten häufig über Probleme bei der Einnahme. Die jüngsten Ergebnisse der ABLYMED-Studie* bestätigen das. „Insgesamt konnten nach eigenen Angaben rund 55%, also über die Hälfte der Patient:innen ihre Medikamente nicht verschreibungsgemäß einnehmen“, so Dr. Janine Gronewold, Wissenschaftlerin am Lehrstuhl für vaskuläre Neurologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und der Universitätsmedizin Essen. Die Forschenden haben dazu 100 Patient:innnen im Alter zwischen 70 und 101 Jahren befragt. Die häufigsten Probleme bei der Handhabung traten hauptsächlich bei der Einnahme von Tropfen (43 %), dem Herausdrücken von Tabletten aus Verpackungen (37 %) und der Dosierung von Augentropfen (33 %) auf. 

Altersbedingte Makuladegeneration: Neues Zellkulturmodell untersucht Einfluss von Zigarettenrauch


Dass Rauchen ungesund ist, wissen alle. Was eher in Fachkreisen bekannt ist: Zigarettenrauch schwächt die Mitochondrien. Ein Team von Essener Wissenschaftler:innen hat sich diesen Effekt nun genauer angesehen und ein in-vitro-Modell entwickelt, um die Signalwege im Inneren der Zellen besser zu verstehen. Denn es gibt einen vermuteten Stoffwechselzusammenhang zwischen Rauchen und der altersbedingten Makuladegeneration, der häufigsten Ursache für eine Erblindung im Alter. An der kürzlich im Journal „Cell Death Discovery“ erschienenen Publikation haben die Forscher:innen des Instituts für Zellbiologie (Tumorforschung), der Klinik für Augenheilkunde und des Instituts für Physiologie zusammengearbeitet. Die Forschenden haben in Laborexperimenten Zellen aus der menschlichen Netzhaut untersucht und mit einem Extrakt aus Zigarettenrauch behandelt – einmal unter normalen Sauerstoffbedingungen von 21%, einmal unter Sauerstoffmangel mit nur 1%.
 

Strahlendosis bei pädiatrischen Hirntumorpatient:innen

Medizinphysiker:innen und Ärzt:innen des Westdeutschen Protonentherapiezentrums Essen (WPE) haben zusammen mit internationalen KollegInnen die Strahlenexposition während der Behandlung von Hirntumoren bei Kindern im Detail analysiert. Dabei wurde die gesamte Behandlungskette berücksichtigt, inklusive Röntgen-Bildgebung vor und während der Therapie. Danach kann die Protonentherapie die Gesamtdosis im gesunden Gewebe – und damit die Wahrscheinlichkeit für sekundären Krebs – signifikant reduzieren. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Frontiers in Oncology“ gemeinsam mit internationalen Kolleg:innen veröffentlicht. 

Weitere Meldungen im Überblick

 

Neu an der Medizinischen Fakultät 

Unsere Forschung in den Medien 

 
  • Ärzteblatt: Psychische Erkrankungen: Mit virtuellen Charakteren Diagnostik üben... weiter
  • Ärzteblatt: Videosprechstunden haben sich in der Neuroonkologie bewährt... weiter
  • Ärztezeitung: Warum die Uniklinik auf KI setzt... weiter
  • Healthcare in Europe: Tablette vergessen? Medikamenteneinnahme bereitet vielen Patienten Probleme... weiter
  • Journal Onkologie: Melanomforschung: Ob die Immuncheckpoint-Therapie wirkt, entscheidet Interleukin-17... weiter
  • Frankfurter Rundschau: Durchbruch im Kampf gegen Krebs: Neues Medikament weckt Hoffnungen... weiter
  • Quarks Science Cops: Placebo-Effekt: alles reine Einbildung?... weiter
  • SWR2: Ergometer-Test für Früherkennung von Herzschwäche am besten geeignet... weiter
  • WAZ-Talk: Schutz vor Demenz - wie weit ist die Forschung?...  weiter
  • WAZ: Im Abwasser entdecken Forscher die nächste Pandemie... weiter
  • WAZ: Wenn das Spenderorgan Wunder bewirkt... weiter
  • WDR: 20 Jahre Universität Duisburg-Essen... weiter
  • web.de: Widersprüche und Kontroversen zur Frage der Psychosomatik von Long-Covid... weiter
  • ZDF: Künstliche Intelligenz in der Medizin - Chancen und Risiken von KI im Medizinsektor... weiter
 
Forschungsinfrastruktur
 
 
 

Ihre Stimme für die Wissenschaft - Wahl der Mitglieder der Fachkollegien für die Amtsperiode 2024-2028


Die Wahlen für die DFG-Fachkollegien haben begonnen. Der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Jan Buer, bittet alle Wahlberechtigten herzlich, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen und an der Wahl teilzunehmen, denn für unsere Fakultät ist es von größter Bedeutung, in den DFG-Gremien möglichst zahlreich vertreten zu sein. Die auf vier Jahre wählbaren Fachkollegiat:innen übernehmen wichtige Aufgaben bei der Begutachtung und der Qualitätssicherung des Begutachtungsverfahrens für Anträge, die an die DFG gerichtet werden. 

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23. November: Meet the Editor

Am 23. November 2023 findet ab 12 Uhr im Medizinischen Forschungszentrum (EG Raum 0.019) das nächste „Meet The Editor“ statt. Organisator Prof. Dr. Dr. Alpaslan Tasdogan konnte Dr. Barbara Marte gewinnen, Senior Editorin bei „Nature“. Sie wird Spannendes zum Thema „Inside Nature – the black box and AI“ erzählen. In diesem Veranstaltungsformat können sich Interessierte auf unserem Campus mit den Macher:innen medizinischer Fachmagazine direkt vor Ort vernetzen und erfahren aus erster Hand, was sich Redaktionsteams von Forschenden wünschen.


24. November: Forschungstag der Medizinischen Fakultät

Der "Tag der Forschung" bietet unseren medizinischen und naturwissenschaftlichen Doktorand:innen ein Forum für den wissenschaftlichen Austausch. In diesem Jahr werden knapp 190 Doktorand:innen ihre Projekte vorstellen. Die besten Präsentationen werden mit einem Preisgeld in Höhe von 250 Euro belohnt.
Am Nachmittag gibt Dr. Barbara Marte, Senior Editorin bei Nature, in ihrem Vortrag Einblicke in die Chancen und Herausforderungen Künstlicher Intelligenz und wird sich im Podiumsgespräch unter anderem mit jungen Forschenden aus unseren Förderprogrammen austauschen. Im Anschluss präsentieren 4 Doktorandinnen ihre Forschung in einem Science Slam. Neu sind dieses Jahr zudem 2 „Meet the Expert“-Sessions, bei denen die Nachwuchswissenschaftler:innen mit Senior Scientists ins Gespräch kommen können. Zum Ausklang gibt es ein Get-Together im Lerncafé des LLZ. Der Tag der Forschung wird finanziell unterstützt durch die Stiftung Universitätsmedizin Essen.

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Publikationsvergleich in NRW: Essen auf den vordersten Plätzen

An welchen Medizinstandorten in NRW wird besonders erfolgreich geforscht? Das lässt sich beispielsweise an der Zahl der jährlichen Publikationen messen. Zusammen mit zwei weiteren Größen, den sogenannten Impact-Faktoren, mit denen der Einfluss eines Journals gemessen wird und den Zitationen, mit denen die Reichweite einer Veröffentlichung beurteilt wird, dienen diese Zahlen häufig als Vergleichsmaßstab für die Forschungsleistung einer Universität. Die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen hat im NRW-Vergleich wieder sehr gut abgeschnitten.

Beste Kliniken: Essen auf Platz 15 in Deutschland 

In der FOCUS-Klinikliste 2024, einer umfassenden Untersuchung der Leistungsfähigkeit aller rund 1.900 deutschen Krankenhäuser, landet die Universitätsmedizin Essen in diesem Jahr auf Platz 15 (Vorjahr: Platz 19). Bei der Digitalisierung sieht das Nachrichtenmagazin „Newsweek“ Essen unter weltweit 300 Kliniken auf Platz 20 in der Kategorie „Best Smart Hospitals“. Insgesamt hat die FOCUS-Klinikliste 40 Fachbereiche der UME ausgezeichnet. 

Medizindidaktisches Angebot der Medizinischen Fakultät

Um medizinisches Fachwissen und praktische Fertigkeiten an Studierende weitergeben zu können, sind didaktische Fähigkeiten notwendig. Die Medizinische Fakultät bietet deshalb eine Reihe von Workshops zu medizindidaktischen Themen an wie "Studierende aktivieren und motivieren", "Kompetent prüfen" und "Lehrvorträge gestalten und präsentieren". Die nächsten Termine finden im Dezember statt.

23. November: Diversität und Geschlechtergleichstellung

Dr. Christoph Glatz wird  in diesem Vortrag auf Maßnahmen und Instrumente eingehen, die von der Universität Graz im Bereich der Gleichstellung und Diversität eingesetzt werden, und auch Einblicke in deren Erfolge und Grenzen geben. 
Termin: 23.11.2023, 16.00 - 17.30 Uhr
 
Der Vortrag findet via Zoom statt.
 
3 Fragen an...
 
PD Dr. med. Iryna Dykun 
 
Seit 2012 ist Iryna Dykun am Universitätsklinikum Essen. 2013 erhielt sie ein Forschungsstipendium der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. 2020 bis 2021 verbrachte sie einen Forschungsaufenthalt an der Cleveland Clinic, unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Seit 2019 ist sie Mitglied des Leitungsteams der Klinik für Kardiologie und Angiologie des WHGZ. Im April 2023 hat Iryna Dykun ihre Habilitationsschrift zum Thema "Innovationen der kardiovaskulären Bildgebung in der Diagnostik und Risiko-Evaluation kardiovaskulärer Erkrankungen" abgeschlossen.
Im Oktober 2023 wurde sie als Advanced Clinician Scientist in das UMEA² Programm der Medizinischen Fakultät aufgenommen.
 
 
Welche wichtigen Fortschritte gibt es im Bereich der Diagnostik und Risiko-Evaluation kardiovaskulärer Erkrankungen? Wie sieht die Zukunft aus? 

Kardiovaskuläre Erkrankungen gehören zu den wichtigsten Ursachen für Mortalität und Morbidität, deshalb ist die Früherkennung von großer Bedeutung. Einige allgemeine Risikofaktoren sind schon lange bekannt, aber das individuelle Risiko eines Menschen zu bestimmen ist aktuell noch eine große Herausforderung. Die moderne Bildgebung macht es uns leichter, bereits subklinische Veränderungen sichtbar zu machen und eine entsprechend frühe Behandlung einzuleiten. Vieles ist aber noch nicht in der klinischen Routine etabliert, z.B. werden Marker für lokale Inflammationen noch nicht routinemäßig erfasst. Aber die ersten Omics-Ansätze sind vielversprechend und große Hoffnung ruht natürlich auf dem Einsatz von KI in der Früherkennung. Denn unser eigentliches Ziel ist es, schon vor den ersten Beschwerden und lange vor dem ersten Herzinfarkt die Gefährdung jedes Einzelnen einschätzen zu können und früh entgegenzuwirken.


Was macht die Arbeit als Clinician Scientist besonders?


Ich bin seit Kurzem im UMEA²-Programm. Für mich als wissenschaftlich interessierte Ärztin ist die Advanced Clinician Scientist Academy ein Glücksgriff. Denn ich kann mich hier klinisch und wissenschaftlich weiter entwickeln. Wissenschaftlich liegt mein Schwerpunkt darauf, die Wirksamkeit unterschiedlicher Therapiestrategien bei Artherosklerose zu untersuchen. In meiner klinischen Tätigkeit als Oberärztin der Lipidambulanz sehe ich jeden Tag Patient:innen und kann wissenschaftliche Erkenntnisse in die Klinik übertragen. Umgekehrt entstehen im klinischen Alltag die spannendsten wissenschaftlichen Fragestellungen. So ergänzt sich beides perfekt miteinander. 


Welches Paper hat Sie in der letzten Zeit besonders begeistert – und warum?

Die Schweizer Kolleg:innen haben in dieser Studie 300 Patient:innen mit einem akuten Myokardinfarkt mit sehr aufwändigen Bildgebungstechniken untersucht. Dann wurde der Hälfte der Proband:innen zusätzlich zu einer intensivierten Statintherapie alle zwei Wochen eine Injektion mit dem PCSK-9 Inhibitor Alirocumab appliziert, welches die Cholesterinwerte sehr deutlich absenkt. Nach einem Jahr erfolgte erneut eine eingehende Bildgebung. Die Kolleg:innen konnten zeigen, dass durch eine intensivere Lipid-Therapie und dadurch erzielte niedrige Cholesterinwerte Plaques und Ablagerungen kleiner geworden sind, vor allem diejenigen, die nur eine dünne Kappe haben und deshalb verstärkt zu Rupturen neigen. Diese Arbeit zeigt exemplarisch, dass wir insbesondere die gefährlichen Plaques medikamentös effektiv behandeln können. Aus wissenschaftlicher Sicht fände ich es sehr spannend, solche umfassenden Analysen bei Patient:innen vor dem ersten Herzinfarkt durchzuführen, um das subklinische Risiko zu erfassen und Herzinfarkte zu vermeiden.  

 
 
Studien und Forschungsprojekte
 

Präzisionsonkologie: Junges Forschungskonsortium untersucht aggressive Tumoren

Krebs wird durch Mutationen verursacht, aber nicht alle Mutationen haben die gleichen Auswirkungen. Während sich einige Mutationen kaum bemerkbar machen, sind andere für das Wachstum von Krebszellen ganz entscheidend. Ein Beispiel ist BAP1. BAP1 ist ein wichtiger Tumorsuppressor, der bei sehr aggressiven Krebsarten wie dem Aderhautmelanom, Nieren- und Gallengangskrebs und dem malignen Mesothelium häufig mutiert ist. Bisher gibt es keine Behandlungen, die speziell auf diese BAP1-mutierten Krebsarten ausgerichtet sind. Zwei Teams der Medizinischen Fakultät und des UK Essen erforschen in einem gemeinsamen Projekt mit Kolleg:innen des DKFZ und der TUM neue Therapiemöglichkeiten gegen diese Mutationen. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt das Projekt mit 1,3 Millionen Euro.

WBEready: Mit Abwasser frühzeitig Pandemien aufdecken

Viren, Krankheiten und damit auch Pandemien frühzeitig erkennen – bereits während der Corona-Krise lieferte das Abwasser frühzeitig Hinweise auf das Infektionsgeschehen. Das neue Forschungsprojekt „WBEready“ soll nun ein konkretes System für die Umsetzung der abwasserbasierten Epidemiologie (WBE) für verschiedene Erkrankungen erstellen, um bei eventuell zukünftig auftretenden Pandemien schneller reagieren zu können. Beteiligt ist ein Forschungskonsortium aus Siedlungswasserwirtschaft, Datenwissenschaft, Medizinischer Grundlagenforschung und Public Health unter Federführung der Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV), die gemeinsam Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen sind. WBEready wird gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG).

Künstliche Intelligenz hilft bei Diagnose und Behandlung von MRT-Patient:innen

Ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät möchte im Zuge des Gemeinschaftsprojekts „k-Radiomics“ die Charakterisierung von Tumoren und Geweben revolutionieren. Im Mittelpunkt ihres Vorhabens stehen MRT-Rohdaten, vor allem der sogenannte k-Raum. Dieser k-Raum soll mithilfe von KI ausgewertet und für die klinische Praxis nutzbar gemacht werden, um Menschen in Zukunft besser diagnostizieren und behandeln zu können, die aufgrund ihrer Erkrankungen im MRT untersucht werden. Die Essener Wissenschaftler:innen arbeiten für das Projekt mit Forschenden der Fakultät Physik der Technischen Universität Dortmund zusammen. Gefördert wird das Vorhaben von der Bruno und Helene Jöster Stiftung mit rund 2,6 Millionen Euro bis 2028.
 

Krebsforschung mit TACTIC: Auf der Suche nach den richtigen Schaltern
 

Mit 11,8 Millionen Euro fördert die Deutsche Krebshilfe ein vielversprechendes Gemeinschaftsprojekt, an dem Forschende der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) maßgeblich beteiligt sind. Das Projekt TACTIC zielt darauf ab, die genetischen Ursachen von Krebs gezielter als bisher und mit neuen Medikamenten bekämpfen zu können. Unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Reinhardt (UDE), Prof. Dr. Stefan Knapp (Goethe-Universität Frankfurt) und Prof. Dr. Daniel Rauh (Technische Universität Dortmund) werden Fachleute der chemischen Biologie, Wirkstoffforschung und Onkologie vereint. Unterstützt wird die Zielerreichung durch die Schaffung eines nationalen Zentrums für Arzneimittelforschung in der Onkologie.
 

Neues Graduiertenkolleg: Bessere Therapien gegen Folgeschäden von Herzinfarkten

Die DFG unterstützt mit 7,5 Millionen Euro die Gründung eines neuen Graduiertenkollegs von Forschenden der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE). Die Förderphase beginnt am 1. April 2024 und endet am 31. März 2029. Im Fokus steht der akute Myokardinfarkt, die häufigste Todesursache in Deutschland und auch weltweit. Selbst bei optimaler Therapie und wenn das verschlossene Herzkranzgefäß schnell wieder geöffnet wird (Reperfusion), ist die Sterblichkeit hoch. Die Folgen, die durch eine Reperfusion bei Patient:innen auftreten können, sind hochkomplex und nicht vollständig verstanden. Mit dem neuen Graduiertenkolleg sollen neuartige Prozesse und Ziele für therapeutische Ansätze identifiziert werden.

DFG fördert Forschung zum Kleinhirn mit über 300.00 Euro

Prof. Dr. Dagmar Timmann-Braun, Prof. Dr. Ulrike Bingel, beide Klinik für Neurologie, und Dr. Matthias Brand, Professur für Allgemeine Psycho­lo­gie: Kognition, Universität Duisburg Essen, forschen zur „Beteiligung des menschlichen Kleinhirns am Verstärkungslernen über seine Verbindung mit dem ventralen tegmentalen Area (VTA)“. Die Deutsche Forschungs­ge­mein­schaft (DFG) fördert das Projekt mit rund 300.000 Euro.
So soll gezeigt werden, dass das Kleinhirn über seine Verbindung zum VTA zum Verstärkungslernen beim Menschen beiträgt. Dabei kommen hochauflösende funktionelle Magnetresonanztomographen (fMRT) an einem 7T MRT-Scanner zum Einsatz. Studien auf der Ebene der Klein­hirnrinde, der Kleinhirnkerne und dem VTA einschließlich ihrer funktio­nellen Wechselwirkungen werden zudem durchgeführt. „Unsere Studie wird erste Antworten darauf geben, wie genau das Kleinhirn nicht-motorische Funktionen unterstützt, und wie eine Kleinhirndysfunktion zu häufigen psychischen Störungen beitragen könnte“, erklärt Prof. Dr. Dagmar Timmann-Braun von der Klinik für Neurologie.


Sporttherapie bei Lungenkrebs: Mehr Lebensqualität für unheilbar Kranke

Lungenkrebs zählt zu den häufigsten Tumorerkrankungen und wird oft erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt. Die Krebstherapie sowie etwaige Operationen beeinträchtigen massiv die Lebensqualität von den unheilbar kranken Patient:innen. Eine personalisierte Bewegungstherapie birgt das Potenzial, aufkommende Beschwerden zu lindern und den Alltag Schwerkranker erträglicher zu machen. In der sogenannten BREATH-Studie untersuchen Forschende der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) den innovativen Ansatz. Die Deutsche Krebshilfe fördert das interdisziplinäre Vorhaben bis 2026 mit 563.000 Euro.  
Etwa 70 Prozent der am sogenannten nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) Erkrankten befinden sich zum Zeitpunkt der Diagnose in einem fortgeschrittenen Stadium und leiden unter belastenden Begleiterkrankungen. Die BREATH-Studie* wird zeigen, in welchem Maße die Lebensqualität von Lungenkrebspatient:innen durch die personalisierte Bewegungstherapie gesteigert werden kann.
 
 

Else Kröner-Fresenius-Stiftung unterstützt KI-Projekt: Von der Kopienzahlvariation (CNV) zur Krebstherapie

Die sogenannte Kopienzahlvariation (CNV)  scheinen den Ausbruch, das Fortschreiten und die Behandlungsresistenz von Krebs zu beeinflussen. Wie genau diese Einflüsse aussehen, ist jedoch noch kaum erforscht. Dr. Dr. Emre Kocakavuk ist Clinician Scientist an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen, der Klinik für Hämatologie und Stammzelltransplantation und dem Westdeutschen Tumorzentrum am Universitätsklinikum Essen. Mit seinem Team untersucht er in einem neuen Projekt CNVs bei rezidivierenden und metastasierenden Krebserkrankungen. Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung unterstützt sein Vorhaben mit 250.000 Euro.

Digitalisiertes Diabetesmanagement: Pilotprojekt soll Qualität der Versorgung verbessern

Diabetesmanagement im Krankenhaus gilt als unterschätzter, aber relevanter Grundpfeiler guter Versorgungsqualität. Hier setzt das Projekt „SmartDiabetesCare in the Elderly“ an, das von Mediziner:innen der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und des UK Essen entwickelt wurde. Dank der Finanzierung durch die Brost-Stiftung kann nun ein digitalisiertes Diabetesmanagement für ältere Betroffene getestet werden, das auch auf andere Krankenhäuser übertragbar sein soll. Die Fördersumme beträgt 125.000 Euro und das Projekt ist bis Ende 2024 angesetzt.

Meldungen im Forschungsboten: Themenvorschläge willkommen

Sie werden in naher Zukunft eine interessante Publikation veröffentlichen, haben erfolgreich ein Drittmittelprojekt eingeworben oder haben ein Thema, das gut in unseren Forschungsboten passen würde? Dann melden Sie sich gern mit Ihren Themenvorschlägen bei milena.haenisch@uk-essen.de.