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„Entwicklung gestört“: Neurologin warnt vor praktischer Einschlafhilfe bei Kindern

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Viele Eltern spielen ihren Babys zum Einschlafen White Noise vor. Eine Kinderärztin erklärt die Gefahren – und zeigt bessere Alternativen auf.

Ob Regenprasseln oder „Drei Fragezeichen“: Viele Erwachsene schlafen gern mit Hintergrundgeräuschen ein. Dazu gehört bei einigen auch White Noise. Dabei handelt es sich um ein monotones Rauschen in einem bestimmten Frequenzbereich, was viele als beruhigend empfinden. Da liegt es für einige nah, das Geräusch auch ihren Babys und Kleinkindern vorzuspielen, wenn diese nicht einschlafen können. Doch White Noise als Hintergrundrauschen kann für Kinder sogar gefährlich werden.

„Bislang gibt es keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass White Noise einen positiven Effekt auf Kinder hat. Ein klarer Nutzen ist nicht bewiesen“, sagt Ursula Felderhoff-Müser, Direktorin der Klinik für Kinderheilkunde am Universitätsklinikum Essen und Fachärztin für Neonatologie und Neuropädiatrie, BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Im Gegenteil: „Es ist bekannt, dass bei Kindern, die kontinuierlicher Lärmbelastung ausgesetzt sind, die Entwicklung gestört ist“. Dazu gebe es Untersuchungen aus der Umweltmedizin. „Es ist für die Kinder nicht gut“, sagt die Expertin.

Neurologin: White-Noise-Maschinen sind zu laut für Kinder

Der Einsatz von White Noise komme eigentlich aus der Arbeitswelt: Dort werde das Rauschen genutzt, um störende Umgebungsgeräusche auszublenden. Doch was Erwachsenen hilft, sei deshalb nicht für kleine Kinder geeignet. Eine Untersuchung habe „erschreckende Ergebnisse“ geliefert: Sowohl die White-Noise-Maschinen als auch Baby-Schlaf-Apps seien „viel zu laut für Babys und damit gefährlich“, erklärt die Expertin. Die Apps und Geräte seien für Erwachsene entwickelt worden, die Lautstärke könne in einigen Fällen sogar Arbeitsplatz-Grenzwerte überschreiten. „Da Babys oft zehn bis zwölf Stunden schlafen, sind sie dieser Geräuschkulisse übermäßig lange ausgesetzt“, warnt Felderhoff-Müser.

Eine dauerhaft laute Beschallung mit White Noise könne jedoch nicht nur für das Gehör der Babys gefährlich werden: Aus Untersuchungen mit Flug- und Verkehrslärm sei bekannt, dass die Gehirnentwicklung der Kinder beeinträchtigt werden könne. „Sie haben eine verzögerte geistige Entwicklung und Verhaltensstörungen. MRT-Untersuchungen belegen, dass dabei auch Gehirnregionen betroffen sind, die für die Sprachentwicklung wichtig sind“, sagt die Expertin BuzzFeed News Deutschland.

Baby schläft in weißem Pyjama schlaf bett krippe
White Noise kann für Babys und Kleinkinder aus mehreren Gründen schädlich sein. © IMAGO / Depositphotos

Zum Thema White Noise bei Neugeborenen und kleinen Kindern gebe es bislang nur wenige Studien. In einer Untersuchung wurde Neugeborenen auf der Intensivstation White Noise vorgespielt, um das Rauschen der Beatmungsgeräte auszublenden, doch die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass weniger Geräusche für die Kinder besser seien. „Insgesamt scheint sich eine Lärmreduktion eher positiv auf Vitalparameter wie die Herzfrequenz und das Stresslevel der Kinder auszuwirken“, sagt die Expertin.

Expertin: Singen ist eine bessere Alternative zu White Noise

Wenn Kleinkinder und Babys Schlafprobleme haben, kann das für die Eltern nervenzehrend sein. Laut der Ärztin gebe es jedoch bessere Alternativen zum monotonen White-Noise-Rauschen: „Untersuchungen weisen darauf hin, dass gleichmäßige Atemgeräusche, sanfte Musik und Singen sich positiv auf Kinder auswirken.“ Künstlich generierte Geräusche sollten nur mit Vorsicht verwendet werden. Der Mensch sei nicht darauf ausgelegt, die ganze Nacht einem lauten Geräusch ausgesetzt zu sein.

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